Tag 10 – Von Harrachov nach Szrenica

19,7km – 1001m hoch – 344m wieder runter

Ich habe in Harrachov gut geschlafen. Beim Frühstück komme ich mit Pacvel Ploc, dem Wirt der Pension, ins Gespräch. Ich erfahre, dass er auch die deutschen Skispringer schon hier hatte und ein guter Freund von Jens Weisflog ist. Er war mehrfacher olympischer Medaillengewinner z.Bsp. in Calgary und Sarajevo. Die Pokale, Medaillen und Bilder hängen überall in der Gaststube. Die Pension Ploc ist auf jeden Fall ein Tipp, falls man nochmal herkommt. Glück gehabt.


Direkt hinter der Pension baut sich auch der Teufelsberg mit seinen Sprungschanzen auf. Teufelskerle, die sich da runterstürzen.

Ich starte pünktlich um 9 bei bestem Sonnenschein Richtung Mumlavský vodopád (Mummelfall, 770m). Den Weg teile ich mir mit zwei tschechischen Studentinnen, die mit sehr leichter Ausrüstung eine knapp 20km große Runde über das Riesengebirge drehen wollen. Respekt. Jedenfalls komme ich endlich wieder dazu, etwas Tschechisch zu reden.

Der Wasserfall ist mit 10m Fallhöhe und reichlich Wasser bildschön. Auch die runden Vertiefungen im Bachlauf, Teufelsaugen genannt, sind sehr beeindruckend. Die Sonne scheint den Effekt noch zu verstärken.

Es geht auf asphaltiertem Weg immer reichlich 5km bergauf, immer entlang der Mumlava (Mummel). Es folgen noch einige Stromschnellen und kleinere Fälle. Beim Zusammenfluss von Kleiner und Großer Mummel (Krakonošova snídaně, Rübezahls Frühstücksplatz) verlasse ich den asphaltierten Weg, der mich sonst recht schnell nach oben geführt hätte. Statt dessen hole ich den Bogen über kleinere Wege: ich umrunde den Lysá hora (deutsch Kahler Berg, 1344m) und steige dann bei der Hofbaude zur Kesselkoppe (Kotel, 1435m) und den Harrachovy kameny (Harrach-Steinen 1421m) auf. Dort gibt’s mal wieder Bunker zu sehen. Aber auch atemberaubende Ausblicke. Das Wetter hält zum Glück durch, auch wenn sich jetzt schon üble dunkle Wolken bilden.

Es folgt der Wasserfall von Pančava (Pantschefall), mit einer Gesamtfallhöhe von über 150m der größte Wasserfall Böhmens. Weiter gehts zum Aussichtspunkt Ambrožova vyhlídka (Ambrosius-Aussicht) mit tollem Blick auf die Elbe, die sich unten im Tal entlang schlängelt. Dann folgt die Elbfallbaude, die wahrlich keine Augenweide ist.

Schließlich bin ich an meinem heimlichen Ziel der Reise angekommen, der Elbquelle auf 1386m. Erfreut sehe ich dort unter den 28 Stadtwappen auch das von Pirna prangen und frage mich, wie lange das Wasser von hier bis Pirna wohl braucht. Ich habe von Děčín aus zu Fuß neun Tage benötigt, einen Tag mehr noch bis Pirna. Ob die Elbe schneller ist? Schwer zu sagen.

Dann gehts hoch zur polnischen Grenze und an dieser entlang zum Reifträger und in die Reifträgerbaude. Die ist gemütlich, aber halt in Polen. Es gibt keine Schilder in anderen Sprachen außer Polnisch. Wenigstens spricht die Frau an der Rezeption etwas Deutsch und die Dame in der Kantine etwas Englisch.

Kurz nach dem Abendbrot beginnt es zu regnen. Wieder Glück gehabt, bin rechtzeitig angekommen!

Morgen will ich auf dem Kamm des Riesengebirges bis kurz vor die Schneekoppe laufen, dem polnisch-tschechischen Freundschaftsweg. Ich versuche, ein Quartier auf dem Riesensattel für morgen zu bekommen. Die Wiesenbaude kostet unglaublich 129€!!! Das  Schlesierhaus ist voll und die Hampelbaude hat sich nicht zurückgemeldet. Viel mehr Optionen sehe ich gar nicht in der Nähe. Einfach Augen zu und durch. Wird schon ein Bett geben. Notfalls laufe ich einfach weiter bis zur Grenzbaude. In Horní Malá Úpa gibts einige Hotels.

Fazit des Tages: Manchmal muss es eben auch ohne Plan gehen.